Klinik und Poliklinik für Neurologie

Viel Lärm um „Nichts“?

- Eine kritische Analyse des Hirn-Mikrobiomes

Jüngste Studien postulieren die Existenz von Bakterien im menschlichen Gehirn, die entweder als (poly-)mikrobielle Infektionen des zentralen Nervensystems in Assoziation zu den bei der Parkinson-Krankheit (PD) oder Alzheimer-Krankheit beobachteten neuro-inflammatorischen Veränderungen interpretiert wurden oder aber als residente Bakterien im Gehirn gesunder Probanden das Vorhandensein eines „Hirn-Mikrobiomes“ suggerieren.

Die Bonner Neurologen Dr. Janis Rebecca Bedarf und Prof. Dr. Ullrich Wüllner sind zusammen mit internationalen Experten des Quadram Institute Biosciences (Großbritannien) der Frage nach der Existenz eines Hirn-Mikrobiomes in einer neuen Studie kritisch nachgegangen. Unter Verwendung moderner Sequenzierungsverfahren sowie streng kontrollierter (bio-informatischer) Methoden konnten sie weder im Hirngewebe gesunder Spender oder von Parkinson Patienten noch in verschiedenen Mausmodellen überzeugende Belege für die Existenz eines Hirn-Mikrobiomes finden. Bisherige Daten zu bakteriellen Signalen im Gehirn müssen den aktuellen Ergebnissen nach zwingend auf die Existenz exogener bakterieller Verunreinigungen sowie falsch positiver DNA-Amplifikation des Wirts-Genoms geprüft werden, die die Autoren als wesentliche Störfaktoren identifizieren konnten.

Die Arbeit wurde in der renommierten Fachzeitschrift Microbiome veröffentlicht.

PDF des Artikels: https://rdcu.be/chz4V

Video-Zusammenfassung: https://microbiomejournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s40168-021-01012-1